Südamerika Blog von Viventura

Kolumbien: Die Stunde des Recycling

Geschrieben von Viventura | 30.11.07 11:00

Am 3. Dezember fällt der Startschuss für die Operation Recycling in Bogota. Ein Meilenstein in der Geschichte der kolumbianischen Abfallentsorgung?

Die Idee ist, dass ab diesem Stichtag alle Haushalte ihren Müll trennen. Dieser wird einmal in der Woche von der Müllabfuhr abgeholt und zur Recyclingstelle gebracht. Was für unsere deutschen Leser ganz normal erscheint - das Trennen von Müll nach Papier, Wertstoffen, etc. - hört sich hier im ersten Moment leichter an als es meiner Meinung nach wird.

Umweltschutz, was ist das? Immer noch werfen viel zu viele Menschen ihren Abfall auf die Straße oder in die Flüsse. Laut der kolumbianischen Tageszeitung "El Tiempo" landet der 56% des Mülls der kolumbianischen Stadtbevölkerung (=60% der Gesamtbevölkerung) in der Landschaft und 5% in den Flüssen. Dies verursacht diverse Probleme für die Umwelt, von Verschmutzung über verstopfte Abwasserkanäle bis hin zu gesundheitlichen Probleme der Bevölkerung.

Fünf Jahre "Erziehung" waren nötig, um den Menschen beizubringen, dass sie drei Mal wöchentlich ihren Müll rausstellen sollen. Und nun soll in wenigen Wochen ein Bewusstsein für Recycling erreicht werden?!

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Die Fundación Exito Verde (Informationen unter www.viventura.de/p/d959), die viSozial seit 2006 unterstützt, beschäftigt sich nun schon seit sechs Jahren mit dem Thema Recycling und weiß von den Problemen rund um das Thema - besonders über die Langfristigkeit einer Bewusstseinsveränderung in Bezug auf Umweltaspekte.

Seit drei Jahren ist die Fundación in Manitas (Gebiet von Ciudad Bolivar - sozialer Brennpunkt - in Bogota) tätig und versucht genau das zu erreichen, was jetzt für die anstehende "Operation" benötigt wird: Umwelterziehung und -bildung. Der Prozess ist langwierig und kostet Kraft und Geduld, das haben die beiden Leiterinnen der Fundación am eigenen Leib erfahren. Verständlich zu machen, warum man sein Bonbonpapier nicht einfach auf der Straße fallen lässt oder seine leere Colaflasche nicht aus dem Fenster des Bus wirft - ist nicht leicht.

Mit Fragen wie: "Welchen Wert hat eine Plastikflasche oder eine weggeworfene Zeitung?" werden die Bewohner von Manitas zum Nachdenken angeregt. Das Prinzip der Stiftung funktioniert wie das der Recicladores (Diese sammeln Müll auf den Straßen ein und bringen es zur Recyclingstelle, wo sie Geld dafür bekommen.) Zweimal im Monat können die Menschen ins Gemeindezentrum kommen, um dort ihr "Wiederverwertbares", das sie von zu Hause mitbringen oder von der Strasse, den Gärten etc. aufgelesen haben, abzugeben. Patricia und Rosalba von Exito Verde erläutern ihnen dann genau, wie der Müll getrennt wird, welche Materialien wiederverwertbar sind und welche nicht. Für ihr Recyclingmaterial erhalten die Einwohner Manitas Kleidung oder Lebensmittel. Des Weiteren wird durch das Projekt "Arte Residual" (Recyclingkunst) gezeigt, welcher Wert neben Geld bzw. Kleidung/Lebensmittel noch in diesen besonderen Materialien steckt. So werden z.B. Glasuntersetzer aus Natur- und Recyclingmaterialien (Blüten, altes Brot, gebrauchte CDs etc.) oder Recyclingpapier hergestellt.

Die Stiftung hat in ihren 3 Jahren Arbeit erreicht, dass sich 150 Menschen in ihr Programm eingeschrieben haben und die meisten von ihnen konstant mithelfen. Eine Gruppe von Omis und Opis und eine Gruppe Kinder nehmen an Schulungen zu Umweltbildung teil. Ein langwieriger Prozess, der Kontinuität aber vor allem Aufklärung, Bewusstseinsveränderung und Bildung erfordert.

Man könnte fast schon sagen, dass eine Kultur, ja eine Angewohnheit, die sich über Jahre gefestigt hat, nun verändert werden muss. Und genauso wie in Europa gilt in Kolumbien: Mülltrennung ist freiwillig. Ohne Umweltbewusstsein in der Bevölkerung geht es also nicht.

Angesichts dieser Tatsache wäre es vielleicht ratsam gewesen schon vor ein oder 2 Jahren eine riesige Aufklärungskampagne zu starten. Von dem Programm "Si todos reciclamos, todos ganamos", das es seit 2 Monaten gibt, hat bisher kaum ein Bogotaner gehört.

Die Arbeit von Exito Verde wird also immer wichtiger - insbesondere im Hinblick auf den Stichtag 3.12. Wenn Ihr helfen möchtet, das Umweltbewusstsein in Kolumbien zu stärken und die Menschen in Manitas zu unterstützen - freuen wir uns sehr über Eure Geld- oder Sachspende. Weitere Infos findet ihr hier: www.viventura.de/p/7995