Foto: Anna Bröll
Noch dazu kommt, dass die Mehrheit der Leute, die aus Patagonien zurückkommt und von den “sieben Seen” erzählt, mindestens vier der sieben Namen vergessen hat, vor allem, wenn die Besichtigung auf einer Tagestour stattgefunden hat: Sieben Seen, sieben Stopps, sieben Fotos und um 7 Uhr zurück ins Hotel.
Die folgende Beschreibung ist eine Strecke abseits der konventionellen Sieben Seen, beginnend in Villa Pehuenia, einem kleinen Dorf gelegen am Ufer des Lago Alumine. Der Ort erinnert wegen der wenigen Geschäfte und dem großen Potenzial sehr an das Bariloche in den 1930-er Jahren. Er liegt rund 300 km von der Stadt Neuquen entfernt und ist von der weitreichenden Einbeziehung der Mapuche-Gemeinschaft in die lokale Wirtschaft gekennzeichnet. Einige Kilomter entfernt befindet sich ein kleiner See, der Lago Moquehue, mit einer Vielzahl an Campingplätzen. Eine der möglichen Ausflüge in dieser Gegend ist der Aufstieg zum Vulkan Batea Mahuida, den man auch mit dem Auto bis auf 100 m unterhalb des Gipfels befahren kann. Hier kann man eine Landschaft genießen, die komplett anders als die sonst übliche Landschaft Patagoniens ist, denn die meisten Bäume gehören hier zur Koniferenart der Araukarien oder Pehuenes und die Vegetation ist wüstenartiger.
Ein paar Kilometer weiter südlich befindet sich der Lago Norquinco. Gewaltige Berge, der Klang des Windes über dem See, Lenga- und Colihue-Wälder, eine patagonischen Bambusart, und wenig touristische Infrastruktur prägen die Landschaft dieses ruhig gelegenen Sees, der gemeinsam mit dem Nachbarsee Lago Quillen dem Besucher ein weniger touristisches Patagonien zeigt und damit in verzücktes Erstaunen versetzt. Beide Seen haben eine kleine Lagune (Pillhue und Hui-Hui), die beide mit dem Fahrrad in ungefähr zwei Stunden über einen unbefestigten Weg mit wenigen Steigungen zu erreichen sind; ideal für einen Tagesspaziergang und einen Sprung ins glasklare Wasser.
Beim vierten See handelt es sich um den enormen und eisigen Lago Huechulafquen. Nur 24 km von der Stadt Junin de los Andes entfernt, finden sich zahlreiche Campingplätze und Trekkingmöglichkeiten, wie zum Beispiel der Aufstieg zu einem Aussichtspunkt mit Blick auf den Vulkan Lanin, der höchste Berg der patagonischen Anden. Auch wenn der sich windende Schotterweg mit dem Lanin im Hintergrund auf Wiesen und Wälder im Heidi-Stil trifft, begleitet der See den Wanderer zu jedem Zeitpunkt. Mal reflektiert er die Sonne in seinem Spiegelbild, mal funkelt er durch die buschigen Äste. Nach einer Stunde Wanderung in Richtung Westen endet der Weg und verschiedene Campingplätze heißen den Wanderer am nächsten See, dem Lago Paimun, willkommen. Hier gibt es Übernachtungsmöglichkeiten für jeden Geschmack: Heißwasser-Duschen, Toiletten und Grill für den einen, nichts als Natur für den anderen oder eine Mischung aus beidem. Der Lago Paimun hat die Eigenschaft, sehr grün zu sein, weil sein Spiegelbild die dichte Vegetation, die ihn umgibt, reflektiert. Das Baden ist möglich, es empfiehlt sich allerdings, das Wasser im Sommer während der Mittagsstunden zu testen und beim Baden immer in Bewegung zu bleiben...das Wasser ist sehr kalt!
Nach Einbruch der Dunkelheit, wenn der Schnee des Vulkans Lanin das Mondlicht reflektiert und später in der Morgendämmerung, wenn die Sonne den majästetischen Vulkan in wunderschönen Farben badet, beginnt der letzte und schönste Teil der Reise. Davor kann man noch am Lago Lolog vorbeigehen und eine Picknickpause mit anschließender Siesta an seinen Ufern einlegen. So kann man Energie für die fehlenden Kilometer bis zum kleinen Lago Nanthue tanken, ein Ausläufer des großen Lago Lacar. Der Weg ist hier in ziemlich schlechtem Zustand und es gibt keine Campingmöglichkeiten in der Nähe, was dieses Fleckchen Erde zu einem Ort für Abenteurer macht, die hier Wald und See in stillem Einklang mit Mond und Sternen vorfinden.
Patagonien hat viele Seen zu bieten. Alle sind wunderschön und, obwohl sie sich oft ähneln, hat jeder See auch seine ganz speziellen Merkmale, die eine eigene Tour wert sind.
Originaltext Spanisch und Fotos: Daniela Wehrendt
Welche Seen in Patagonien haben Sie bereits gesehen? Gibt es einen See in Südamerika, der Sie besonders beeindruckt hat oder den Sie gern einmal besuchen würden? Wir freuen uns auf Ihre Kommentare!