Heutzutage ist den meisten bekannt, dass Südamerika Heimat der spanischen Sprache ist. Ausgenommen von Brasilien, wo Portugiesisch die Landessprache ist, wird in fast allen anderen Ländern hauptsächlich Spanisch gesprochen. Doch ist das wirklich so?
Beim Bereisen der vielen lateinamerikanischen Länder von Kolumbien, Ecuador bis hin zu Peru und Argentinien wird man schnell auf Bestätigung treffen. Doch in Chile stoßen viele, die bislang glaubten, die spanische Sprache zu beherrschen, auf Widerstand.
“Wie bitte?” hört man so immer wieder von Nicht-Chilenen, die große Schwierigkeiten haben, die Einheimischen zu verstehen. Der chilenische Akzent wird so oftmals nicht mehr als Akzent, sondern als eigene Sprache bezeichnet: Chilenisch.
Dabei müssen nicht nur Deutsche, die Spanisch als Fremdsprache gelernt haben, zwei, drei oder viermal hinhören, sondern auch Spanisch-Muttersprachler sehen das Verstehen der Chilenen häufig als große Herausforderung an. Bei der Frage, ob die Sprache der Chilenen noch als Spanisch zu bezeichnen ist, scheiden sich oftmals die Geister.
Was also unterscheidet Spanisch vom chilenischen Spanisch? Die Einheimischen in Chile haben einen speziellen Slang entwickelt, der je nach Region variiert.
Das Hauptmerkmal des chilenischen Spanischs ist jedoch die Schnelligkeit. Chilenen lieben es schnell zu reden. Dies führt dazu, dass sie die ein oder anderen Wortendungen gerne verschlucken. Während sie meist ihren Alltag so führen, als hätten sie alle Zeit der Welt - gelassen und ohne jede Hektik - hat man beim Zuhören der Chilenen eher das Gefühl, als würden sie einen verbalen Sprint hinlegen.
Eine weitere Besonderheit ist das Anhängen des Lautes “poh” nach Sätzen. Dies ist von zahlreichen Einheimischen Teil des täglichen Sprachgebrauchs und gilt als typisch chilenisch. Bei der Frage nach der Bedeutung von “poh” können meist selbst die Chilenen keine klare Antwort geben. Es ist einfach Teil der Sprache - ein Anhängsel, das den Satz vervollständigt.
Mindestens genauso häufig hört man das Wort “wéon” in Chile, welches übersetzt “Typ” oder “Freund” bedeutet. Dies hängt jedoch ganz stark davon ab, in welchem Kontext der Ausdruck verwendet wird. Begrüßen die Chilenen einen langjährigen Kumpel, wird dieser gerne als “wéon” bezeichnet, welches den “amigo” im bekannten Spanisch ersetzt. Genauso üblich ist die Verwendung dieses Ausdrucks aber auch als Beleidigung. Das heißt, wenn der Nachbar mal wieder bis spät abends zu laut Musik hört und alle anderen deshalb nicht schlafen können, wird dieser auch gerne als “wéon” beschimpft. In diesem Falle gliche die Übersetzung eher einem “Du Idiot”. Wann jedoch genau “wéon” eine Beschimpfung und wann es etwas Gutes ist, ist schwer zu sagen. Meist zucken die Chilenen bei dieser Frage einfach ihre Schultern und meinen schelmisch: “Man spürt das dann.”
Darüber hinaus drehen die Chilenen beim Sprechen nicht selten an Grammatikregeln. So wird “tu hablas” (Deutsch: du sprichst) schnell zu “tu hablai”. Am häufigsten in dieser Verbindung hört man jedoch den Ausdruck “¿Cachái?”, was übersetzt so viel wie “verstehst du?” oder “kapiert?” bedeutet.
Doch das ist noch nicht alles. Die Einheimischen haben zudem eine große Palette von eigenen spanischen Wörtern, die nur in Chile verwendet werden - chilenische Wörter sozusagen. Ohne diese nicht als Vokabeln zu lernen, sind deren Bedeutung auch für Spanisch-Muttersprachler, meist schwer zu erraten.
Se Habla Espagñol - Schild - Quelle: Paul Sableman, Flickr
Damit du für deine Chile Reise gewappnet bist, findest du hier eine kurze Auflistung der absoluten “Must Know” Begriffe auf Chilenisch:
Falls du dir nun unsicher bist, ob dein Spanisch für das Bereisen von Chile ausreicht, wartet eine gute Nachricht auf dich: All unsere Viventura-Reisen werden von einem deutschsprachigen Reiseleiter begleitet. Dieser leistet dir gerne beim Übersetzen von Speisekarten, sowie bei Gesprächen mit Einheimischen Hilfe. So bist du also bei der Herausforderung, die Einheimischen zu verstehen, niemals allein.
Auch sind die Chilenen meist geduldig und haben Verständnis, sodass sie gerne bereit sind, ihr Gesprochenes langsam zu wiederholen.
Am Ende muss jedoch auch gesagt werden, dass die Chilenen nicht die Einzigen sind, die ein “anderes Spanisch” sprechen. In vielen Ländern haben die Einheimischen einen speziellen Akzent entwickelt, der von dem typischen Spanisch, das in der Schule gelehrt wird, abweicht. Hierzu gibt es besonders in Südamerika viele Unterschiede zwischen den verschiedenen Ländern. Auch in Begriffen und ihrer Bedeutung gibt es hierbei oft Unterschiede. Während man in Spanien beispielsweise eine Jacke als “chaqueta” bezeichnet, wird diese in Argentinien gerne “campera” und in Mexiko “chamarra” genannt. Bei all diesen Aussprache- und Wortunterschieden lässt sich ein einziges wahres Spanisch schwer bestimmen. Letztlich gibt es kein richtig und falsch und jedes Spanisch ist besonders und richtig.
Also keine Sorge! Für Spanisch-Kenner mag es zwar eine kleine Eingewöhnungsphase in Chile gebrauchen, doch schnell gewöhnt man sich an den chilenischen Akzent und kann sich problemlos mit den Einheimischen unterhalten und austauschen. Am Ende des Tages wird in Chile eben doch Spanisch gesprochen - nur eben anders.