In Europa haben wir eine ziemlich detaillierte Vorstellung davon, was so alles zu Weihnachten dazugehört. Wirfst du aber einen Blick in ferne Länder wie Peru, wirst du bald merken: Weihnachten ist hier ein bisschen anders!
Indigene Traditionen, die es schon lange vor der Ankunft der Europäer gab, haben sich mit bekannten christlichen Gebräuchen vermischt – besonders in den Andenregionen, wo das Kulturerbe der Einheimischen nach wie vor sehr lebendig ist. So entstand eine einzigartige Art, Weihnachten zu feiern!
Ein großer, grundlegender Unterschied zwischen Weinachten bei uns und Weihnachten in Peru: Im Dezember ist dort Sommer! Schnee gibt es also nicht, und auch wenn es in den Anden wegen der Höhenlage nicht heiß ist wie an den Küsten, kann von winterlicher Kälte nicht die Rede sein.
Auch Tannenbäume mit Lametta und Lichterketten sieht man nur vereinzelt – und wenn, dann eher als Boten der anhaltenden Einflüsse aus der westlichen Welt.
Für die Andenvölker ist seit Urzeiten ein anderes Ritual im Dezember wichtig: Mutter Erde, der Pachamama, wird für die Ernte des Sommers gedankt. Vor allem in ländlicheren Regionen ist die Ehrung der Natur nach wie vor ein sehr wichtiges, zentrales Teil der Kultur. Zu dieser indigenen Tradition gehört, dass Familien zusammenkommen, gemeinsam feiern und dabei Opfergaben wie Coca-Blätter, Mais, Chicha (Maisbier) oder andere kleine Geschenke darbringen…
… und, fällt dir etwas auf? Familientreffen, feiern, Geschenke? So ähnlich feiern wir Weihnachten! Es ist nicht verwunderlich, dass die indigene Tradition zur Ehrung von Pachamama mit dem Weihnachtsfest verschmolzen ist. Mutter Erde und die Geburt von Jesus werden auf harmonische Art und Weise gleichzeitig gefeiert, und oftmals finden indigene Rituale in Kombination mit christlichen Feierlichkeiten statt.
Quelle: Viventura
Während bei uns Weihnachtskrippen immer mehr in den Hintergrund rücken, haben sie in Peru eine ganz besondere Bedeutung! Überall im Land findest du sie, von großen öffentlichen Darstellungen bis hin zu kleinen Kunstwerken in den Wohnzimmern der Leute.
Die Krippe zu gestalten, so detailreich und naturgetreu wie möglich, ist für viele peruanische Familien ein sehr wichtiges Weihnachtsritual, und es wird viel Arbeit und Mühe investiert, da jeder eine ganz besonders schönes „El Nacimiento“ haben möchte. Viele Krippen spiegeln das Leben der Andenbewohner wider – mit Dorfszenen, traditioneller Kleidung und manchmal sogar einer kleinen Pachamama-Figur.
Besonders die handgefertigten Krippen aus den Anden sind beeindruckend, denn sie werden in kunstvoller Arbeit aus regionalen Materialien wie Ton, Holz und Stroh gestaltet. Und wer genau hinschaut, wird sehen: statt Ochs und Esel scharen sich Alpakas, Lamas oder auch Meerschweinchen um die Heilige Familie!
Diese Krippen sind nicht nur wunderschön anzusehen, sondern auch ein Beispiel dafür, wie die Andenvölker ihre eigene Kultur in die Weihnachtsgeschichte einfließen lassen.
Quelle: Viventura
Weihnachtsmarkt und Glühwein gehören bei uns zum Fest dazu – ein Brauch, den es in Peru so nicht gibt. Allerdings gibt es in Cusco den berühmten Santurantikuy-Markt, der am 24. Dezember die Plaza de Armas mit ein bisschen Weihnachtsmarkt-Stimmung füllt!
Es ist ein Kunsthandwerkermarkt, traditionsreich und farbenprächtig, auf dem vor allem die handgemachten Krippenfiguren und anderes Krippenzubehör angeboten werden. Die Figuren werden das ganze Jahr über von einheimischen Künstlern hergestellt. Ein besonders beliebter Charakter ist der „Niño Manuelito“, eine peruanische Version des Jesuskindes, das oft detailreich verziert ist.
Neben Krippenzubehör gibt es auf dem Markt auch andere Produkte, die typisch für die Andenregion sind: farbenfrohe Textilien und kunstvolle Dekorationen. Für die Einheimischen ist der Santurantikuy-Markt die Gelegenheit, sich auf Weihnachten einzustimmen und gleichzeitig die indigene Handwerkskunst zu zelebrieren.
Und natürlich kommen auch Besucher voll auf ihre Kosten, denn hier wird die kulturelle Vielfalt und Kreativität der Region sichtbar zelebriert – und man kann sich das ein oder andere, typisch peruanische Weihnachtsgeschenk mitnehmen.
Quelle: Viventura
Naht dann am 24. Dezember der Heilige Abend, wird es Zeit für die Misa del Gallo: die Mitternachtsmesse. Auch sie hat in den Andenregionen durch den Einfluss der indigenen Kultur ihr ganz eigenes Flair entwickelt: Die katholische Tradition der Weihnachtsmesse wird von traditioneller Musik aus den Anden begleitet, die auf Panflöten und Trommeln gespielt wird. Manchmal wird auch in Quechua gesungen – überlieferte, uralte Melodien, aber mit christlich inspirierten Texten.
Nach der Messe kehrt jede Familie heim, um gemeinsam ein Festmahl zu genießen – wie bei uns!
Was aufgetischt wird, kann variieren – in manchen Haushalten kommt sogar ein Truthahn auf den Tisch, inspiriert von den USA. Nicht fehlen darf jedoch die typisch peruanische Geschmacksrichtung: „Panetón“ ist ein süßes Weihnachtsbrot, das zusammen mit heißer, peruanischer Schokolade gegessen wird.
Gegessen wird allerdings erst um Mitternacht, und wenn es dann so weit ist, wird gerne auch ein Feuerwerk gezündet. Von „Stille Nacht, Heilige Nacht“ kann hier keine Rede sein!
Quelle: Viventura
Manche europäische Familien singen zu Weihnachten neben dem Tannenbaum – aber in Peru wird getanzt! Traditionelle Tänze spielen eine zentrale Rolle in den Weihnachtsfeiern der indigenen Gemeinden. Sie verbinden den christlichen Glauben mit den indigenen Bräuchen und stellen zum Beispiel das Leben der Heiligen oder die Geburt Jesu auf kreative Weise dar.
Besonders beeindruckend sind die „Danza de los Negritos“ in der Region Huancavelica, bei denen Tänzer bunte Masken und Kostüme tragen. Der Tanz erzählt die Geschichte der Sklaverei und der Befreiung und ist eine Hommage an die afro-peruanische und indigene Kultur.
Auch die Dankbarkeit gegenüber der Pachamama kommt durch die Tänze zum Ausdruck, denn es werden auch landwirtschaftliche Zyklen oder Opferdarbietungen tänzerisch inszeniert. Für alle Beteiligten ist es ein Riesen-Spaß, denn diese indigenen Weihnachtsfeste sind laut, fröhlich und voller Lebensfreude.
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Einen zweiten Weihnachtsfeiertag gibt es in Peru nicht, und am 26. Dezember geht alles wieder seiner gewohnten Wege. Allerdings steht dann das Neujahr vor der Tür, und auch hierbei vermischen sich europäische und indigene Bräuche.
Oft werden Coca-Blätter verbrannt oder kleine symbolische Figuren aus Ton oder Wolle als Opfergabe dargebracht, als Rituale der Reinigung und des Neuanfangs.
Bei der Despacho-Zeremonie wird sogar ein ganzes Opferpaket – kunstvoll arrangiert, mit Blumengestecken, Süßigkeiten, Miniaturen und Samen – an Pachamama übergeben. So zeigt man als Gemeinde Dankbarkeit für das vergangene Jahr und bittet gleichzeitig um Glück und Segen für das kommende Jahr.
Quelle: Viventura
Wie du siehst, ist Weihnachten und Neujahr in Peru eine wirklich faszinierende und einzigartige Mischung der Kulturgüter. Es ist wunderschön zu erleben, wie sich aus den unterschiedlichsten Bräuchen ganz harmonisch eine neue und besondere Art zu feiern ergeben kann – gemeinsam zu feiern, trotz oder gerade wegen der verschiedenen kulturellen Hintergründe.
Die Spiritualität und tiefe Verbundenheit mit der Pachamama, die bunten Märkte, die Musik der Misa del Gallo, die theatralischen Tänze oder die riesigen, detailverliebt gestalteten Krippenkunstwerke… All dies sind lebendige Ausdrücke der kulturellen Identität des Landes. Peruanisches Weihnachten zeigt, wie vielfältig, lustig und schön Weihnachten sein kann, auch wenn es ein bisschen „anders“ gefeiert wird!
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Du kannst sogar Weihnachten 2025 in Cusco mit uns feiern! Auf dieser Rundreise durch Peru, Bolivien und Chile ist es möglich.