Wie kommt es, dass Ende November eine Konzertaufstellung eine Freundin verleitet im nasskalten Berlin einen karibischen Freudentanz in ihrem Büro vorzuführen? Nun, es liegt an der Bühnenaufstellung der Stars für das Superkonzert der "Feria de Cali". Meine Bekannte ist nebenberuflich ein echter Salsa-Fan und hatte bereits seit Monaten einen Flugschein nach Cali, für eines der schönsten Salsaevents der Welt, in ihrer Tasche.
Vom 25. bis zum 30. Dezember findet jedes Jahr die Feria de Cali, das große Fest der Stadt, statt. Die Feierlichkeiten entstanden 1957 und waren ursprünglich der Stierkampfsaison, dem Zirkus der großen Matadores, gewidmet. Doch Stierkämpfe waren nur etwas für ein spanisch stämmiges, traditionalistisches und wohlhabendes Publikum. Für die Mehrheit der Caleños war und blieb dies über die Zeit ein teures, fremdes und tierfeindliches Spektakel. Die afro-kolumbianischen Wurzeln des Pazifiks lagen näher und da von jeher in Cali "Salsa" das Herzblut der Stadt ist, entstand bald eine "Nebenfeier" zu der "Fiesta de los torros - dem Fest der Stiere".
Ganz klar auf dieser Feier ging es um Salsa und Aguardiente, dem Feuerwasser, der aus Zuckerrohr gewonnen wird. Vielleicht nicht ganz klar, aber doch nicht überraschend, dass dieses Fest bald der Hauptanlass der Feria wurde. In Cali gibt es das ganze Jahr über Salsafestivals aber keines ist heute so bedeutend wie die Feria de Cali. Es ist das Festival der ganzen pazifischen Region, die stark von der einstigen Subkultur aus Afrika stammender Arbeiter für die Schwerstarbeiten auf den Zuckerrohrfeldern, geprägt wird. Salsa ist der hörbare Ausdruck dieser einstigen Subkultur. Salsa aus Cali ist meistens schnell und hart (Salsa dura), ihre Texte greifen soziale Themen auf.
In heutigen Tagen fiebern alle Salseros der nächsten Feria entgegen. Auf ihrer eigenen Webseite www.feriadecali.com werden Tage und Stunden bis zur nächsten Feria heruntergezählt und die Spannung hoch gehalten, wie wohl die Bandzusammenstellungen der einzelnen Konzerte und insbesondere des Superkonzerts sein werden. Zur Feria gibt es jeden Tag Konzerte und Veranstaltungen, wobei bei allen bis auf zwei Events der Eintritt frei ist. Alle Konzerte sind mit nahmhaften Gruppen oder Solokünstlern besetzt, doch der Höhepunkt ist das Superkonzert, die Veranstaltung der Creme de la Creme aus dem Bereich Salsa und weiteren Musikrichtungen. Denn das ist auch anders geworden in den letzten Jahren, die Feria öffnet sich anderen Musikstilen, wie dem "Vallenato" oder der "Ranchera". Das Credo der Feria ist "es pa´ mi gente - es ist für meine Leute" und so ist jede musikalische Ausrichtung, die die Menschen begeistert, willkommen.
Aber nicht nur im fernen Berlin brach wegen des Lineups zum Superkonzert 2009 Begeisterung aus, auch in Bogota springe ich vor Freude in meinem Büro herum. Mit dabei sind Jorge Celedón für Vallenato, Vicente Fernandez für die Rancheras und der Salsa-Hauptstar ist kein geringerer als Marc Anthony!!! Schon Wochen vorher hatte ich mir Gedanken gemacht, wer es diesmal sein könnte und alle Möglichkeiten durchgespielt. Aber Marc Anthony hätte ich nicht erwartet, schließlich war er ja im Laufe des Jahres schon einmal in Cali gewesen.
Mit riesiger Vorfreude stieg ich also in das Flugzeug nach Cali und wurde am Flughafen mit den anderen Ankommenden durch Salsatänzer in der Flughafenhalle empfangen. Die Stadt selbst lebt mehr den je im Takt der "Clave", des Salsaschlags. Gerade am Abend, wenn die bunte Weihnachtsbeleuchtung entlang des Flußes die Menschenmengen zu einem Spaziergang motiviert, scheinen alle Menschen, unabhängig ihrer Herkunft zu einer einzigen Gemeinschaft zu verschmelzen. Das ist die Absicht des Salsas ... "pa´mi gente ... für meine Leute".
Das Superkonzert stand fest, aber wo sollte ich an den anderen Abenden und Tagen hin? Veranstaltungen beginnen schon am Nachmittag, das machte die Qual der Wahl nur noch größer. Aber wenn man sich auf die Stimmung einlässt, dann ist jede Veranstaltung ein Erlebnis und was man dieses Mal nicht gesehen hat ... na dafür gibt es die nächste Feria! Ein Konzert der "Salsa dura" musste natürlich auch sein, hier ist das Publikum vor allen afro-kolumbianisch. Wie gut dass diesmal mit "Guayacán" und "Grupo Niche" zwei Topgruppen vor heimischen Publikum alles gaben.
Die Konzerte waren einfach spitze. Die Künstler hatten einen so erkennbaren Spaß an der Sache, dass dies das Publikum noch mehr in ihren Bann zog. Allen voran Marc Anthony, der eine wirkliche Party auf der Bühne abfeierte.
Natürlich wurde lauthals mitgesungen. Richtig laut wurde es dann bei Vicente Fernandez. Rancheras sind zwar nicht ganz meine Lieblingsmusik, aber da ich als Jugendlicher und im Schmerz um die erste hoffnungslose Liebe mit diesen Liedern dem Mond zujaulte und mein Herz erleicheterte, war es einfach nur schön, nach so langer Zeit meinen Erinnerungen singend nachzugehen.
Eine tolle Zeit, die mich bestimmt sagen lässt: Feria 2010, ich bin dabei! Und weil ich euch dieses Ereignis an´s Herz legen möchte, haben wir die viActive Tour im Dezember 2010 so gestellt, dass wir zu den Terminen des Superkonzerts in Cali sein werden. Dann könnt ihr selber bestimmen, ob Calis Anspruch die Welt-Hauptstadt der Salsa zu sein, berechtigt ist.
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Alle Bilder im Artikel sind von E. Elsner