Immer schon hat mich interessiert, wo genau mein Kaffee herkommt, wo er wächst, wie er geerntet wird und vieles mehr. Nach meiner Reise quer durch Ecuador habe ich die letzten Tage auf einer Kaffeefarm geplant.
Ich habe mich sofort in den Ort Vilcabamba verliebt. Nur allein des Namens und der Story wegen. Vilcabamba heißt übersetzt: Das Tal der Hundertjährigen. Das klingt spannend. Hier wohnen die meisten über hundertjährigen Menschen in der westlichen Hemisphäre. Ob das auf den Kaffee zurückzuführen ist, den die Menschen hier anbauen und trinken? Jedenfalls macht es mir bei meiner Ankunft in Vilcabamba ganz den Eindruck. Denn den Kaffeegenuss, den pflegt man hier offensichtlich besonders. Ich beziehe mein Quartier. Am nächsten Tag werde ich abgeholt zur Kaffeeernte. Hugo, perfekt englisch sprechend, wartet auf mich. Wir fahren unterhaltsam einige Kilometer stadtauswärts, die Straßen werden enger, die Berge steiler und die Luft dünner. Irgendwann entdecke ich die ersten Kaffeesträucher und eine Menge Leute, die bereits mit der Ernte beschäftigt sind. Hugo stellt mich kurz vor und schon bin ich mitten drin und dabei. Ich kann mich, Gott sei Dank, in der Landessprache gut verständigen. So entsteht eine angeregte Unterhaltung mit den Einheimischen. Alle sind sehr, sehr nett und hilfsbereit und führen mich in die Kunst des Kaffeepflückens ein.
Zum Anfang gleich eine Überraschung: Kaffeebohnen sind in Wirklichkeit Kirschen oder sehen zumindest so aus. Na klar, typisch deutsch, da denkt jemand wie ich, der Kaffee kommt als braune Bohne nach Deutschland. Ich Dummerchen! Ne, Kaffee sieht aus wie eine rote Kirsche. Zuerst muss ich doch mal den Geschmack testen. Hugo lacht, als ich beim Testen mein Gesicht verziehe und die Kirsche wieder ausspucke. Hugo erklärt mir, dass die rote Kirsche zwei Kerne enthält. Diese Kerne, grün wie ich feststelle, sind die Rohware für unseren Kaffee in Deutschland. Aha, wieder was gelernt.
Jedenfalls kann sie jetzt richtig losgehen, die Kaffeeernte. Ich bekomme einen Korb, so wie ihn Juan, Carlos und José auch benutzen. Die Kaffeesträucher, so schätze ich, sind bis zu drei Meter hoch. Unten lassen sich die Kirschen sehr gut ernten, im oberen Bereich muss ich schon mal an den Ästen ziehen. Nicht alle Kirschen kommen ins Körbchen. Die grünen bleiben hängen und werden, so erklärt man mir, beim nächsten oder übernächsten Mal geerntet. Nur die wirklich reifen Früchte landen in meinem Korb. Die Hänge werden langsam immer steiler. Vielleicht kommt es mir auch nur so vor, mit meinem mittlerweile schwer befüllten Korb. Nach ein paar Stunden darf ich meine erste eigene Ernte ausleeren. Ein großer LKW wartet am Wegrand. Hier werden die reifen Kirschen abgeliefert, endlich. Für meinen vollen Korb bekomme ich einen Button, der am Feierabend in Geld umgetauscht wird. Ich bin natürlich nicht des Geldverdienens wegen hier. Deshalb bezeuge ich meinen Respekt vor den Pflückern und teile die Einnahmen auf Juan, Carlos und José auf, die mir den ganzen Tag behilflich waren. So machen sie wenigsten den Zeitverlust mit mir als Anhängsel wieder wett.
Bei einer exzellenten Tasse Kaffee lasse ich meinen Tag Revue passieren: Ein interessanter, anstrengender Tag liegt hinter mir. Ich will gar nicht rechnen, wie viel Kaffee jeden Tag auf der Welt in dieser Form gepflügt wird, bis ein hoch anständiger Kaffee in der Tasse landet. Jedenfalls bin ich seither bestimmt der größte Fan von Kaffee aus Ecuador. Diesen gibt es übrigens jetzt auch in Deutschland bei www.mybeans.com zu kaufen.
Nun wüsste ich all zu gerne, ob ich den Kaffee, den ich gestern bei mybeans unter www.mybeans.com/mixer bestellt habe, vielleicht sogar mein selbst gepflückter Kaffee ist!
Egal, ich habe "meinen Kaffee" nun entdeckt und wenn ich nebenbei noch hundert Jahre alt werde, na dann.....
Eure Uta