Alte Rituale der Andenkultur - Zahlen an Mutter Erde

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IMG_5166Jede Kultur hat ihre eigene Vorstellung von Wirklichkeit, Religion und Regeln. Wie sehen Sie ihre Wirklichkeit und wie leben Sie sie? Die Vorstellung wie die Welt funktioniert hat sich in jeder Kultur in langen Prozessen anders entwickelt. Haben Sie sich schon einmal mit der Wirklichkeit und den Ritualen anderer Kulturen beschäftigt? Ich möchte Ihnen von einem jahrhundertealten Andenbrauch erzählen, der bis heute von den Völkern der unendlich weit erscheinenden Anden gepflegt wird.

"Zahlen an Mutter Erde" wird dieses gemeinschaftliche Ritual genannt, bei dem sich die Mitglieder des Volkes für bestimmte Dinge und Geschehnisse bedanken. Der vorsitzende Schamane nimmt die Wünsche und Anfragen der Stammesmitglieder hierbei entgegen.

Es gibt einige Dinge, wie Kokablätter, tierische Fette, Münzen, alkoholische Getränke, Zigaretten und Lebensmittel, die bei diesem Brauch nicht fehlen dürfen.

 

Das Ritual wird nachts vor Allem in den Monaten Dezember bis Februar und im August zelebriert. Im September findet es weit weg in den Bergen und Gletschern statt, um sich bei "Apu" (dem Herrn in Quechua) zu bedanken und letztendlich für die Tiere, Nutztiere (Alpakas, Lamas, Schafe) und den Regen zu beten.

Die gebrachten Opfer werden von den Menschen in die Kokablätter eingebettet und mit Tierfett eingerieben. In die typische Decke "Llichlla" eingehüllt werden sie zum Altar gebracht. Danach werden noch Münzen und weitere Angebote beigefügt. Es kann jedoch auch jeder andere erdenkliche Gegenstand sein, um den "Pagapu" um etwas zu bitten. Während der Zeremonie werden Lieder gesungen und gebetet. Ziemlich zum Ende macht der “Schaman” von all den gegebenen Dingen in der Decke eine Art Paket und opfert es der Mutter Natur. Er gräbt ein kleines Loch in die Erde und verbrennt dort die Decke mit den Gaben. Es wird Alkohol getrunken und weiter gesungen bis das Feuer erloschen ist und nur noch die Asche übrig bleibt. Sie wird in dem Loch abgedeckt und die Zeremonieteilnehmer ziehen singend davon.

 

 

Ich möchte betonen, dass dieses Ritual in den verschiedenen Andenregionen und gemäß den Traditionen variieren kann. Ich hatte einmal das Glück selber bei so einer beeindruckenden Zeremonie in Cuzco dabei zu sein. Grund der Durschführung waren die sinnflutartigen Regenfälle, die die Region im Monat Februar erfasst hatten.

Alles was in der Andenwelt existiert ist lebendig. Nicht nur der Mensch, die Tiere und die Pflanzen sondern auch die Steine, Flüsse, Berge und alles was es sonst gibt in unserer Welt. In der andinen Welt gibt es nichts lebloses: Alles ist lebendig! Es ist so wie bei uns, alle nehmen an dem großen Fest des Lebens teil. Alle essen, schlafen, tanzen und singen: Alle leben in Fülle!

Haben Sie schon einmal die Möglichkeit gehabt in eine der Andenregionen zu reisen oder an einem traditionellen Ritual teilzunehmen? Schreiben Sie und erzählen Sie uns von Ihren Erfahrungen! Wir sind schon sehr gespannt!

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