Behinderte in Peru: Ein langer Weg zur Integration

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Es ist Dienstag. Und wie an jedem Dienstag sitzen Rosa und Carmen im Hof und helfen den Schwestern mit dem Gemüse. Wie jeden Dienstag waren die Schwestern auf dem Markt und haben um Lebensmittelspenden gebeten. Die Ausbeute liegt in den Säcken und Kartons vor ihnen - Salat und Mais, Kartoffeln, Bohnen und Bananen für die nächste Woche. Das meiste nicht mehr ganz frisch, aber fast alles noch verwendbar, wie eine Schwester mir erzählt. Während sie die fauligen Stellen aus den Kartoffeln schneidet, puhlt Rosa die Erbsen aus den schon etwas gammligen Schoten und sortiert sie in eine Schüssel.

Rosa ist sieben Jahre alt, hat dunkles Haar und fröhliche Augen. Sie lebt seit vier Jahren im Waisenhaus für behinderte Mädchen in Arequipa. Bereits kurz nach ihrer Geburt haben die Eltern sie ausgesetzt. Auch Giovanna würde uns sicher gerne helfen, aber sie hat es nie gelernt. Wie so vieles nicht. Sie lebte 22 Jahre bei ihrer Mutter, die sie zusammen mit einem Hund im Schuppen hausen ließ. Wahrscheinlich schämte sie sich für die Behinderung ihrer Tochter. An Kleidung hat sich Giovanna mittlerweile etwas gewöhnt, sprechen kann sie nicht und sie isst alles, was sie in die Finger bekommt.

Menschen mit Behinderungen haben es schwer genug. In Peru haben sie es noch deutlich schwerer. Es gibt kaum Möglichkeiten der Förderung und Integration für Behinderte. Wie auch, in einem Land, in dem nach Informationen der Bertelsmann-Stiftung etwa die Hälfte der Menschen in Armut lebt und die soziale Sicherung gerade einmal ein Drittel der Bevölkerung erreicht.

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Es fehlt nicht an guten Vorsätzen, auch in Peru nicht. Als die UNO das Jahr 1981 zum "Jahr der Behinderung" ausrief, hat die peruanische Regierung den 16. Oktober zum "Tag der Behinderten" erklärt. Ziel sollte es sein, die Gesellschaft hinsichtlich der Rechte, Anforderungen und Chancen behinderter Menschen zu sensibilisieren und Kampagnen zur Verbesserung der sozialen und wirtschaftlichen Situation zu initiieren. Auch die peruanische Verfassung sichert behinderten Menschen in Artikel 7 ein Recht auf Würde und den gesetzlichen Schutz sowie die Förderung der Gesundheit zu.

1998 ging die Regierung sogar noch einen Schritt weiter und führte ein Gesetz für diese Menschen ein. Darin ist der gesetzliche Schutz in Bezug auf Gesundheit, Arbeit, Bildung, Rehabilitation und die soziale Sicherung, mit dem Ziel der Integration, geregelt. Auch die Unterstützung von Familien mit behinderten Familienangehörigen sowie die Hilfe in Notsituationen sind dort verankert. Ein letzter vielversprechender Ansatz folgte 2004 mit den vom Gesundheitsministerium veröffentlichten neuen Richtlinien für Aktionen im Bereich geistige Gesundheit. Darin wird unter anderem für eine gesellschaftlich integrierte Förderung und die aktive Teilnahme von Patient und Familie an Programmen geworben.

Bisher folgten den vielen Worten jedoch kaum Taten. Neben den notwendigen finanziellen Mitteln fehlt scheinbar auch die politische Kraft, die Reformen anzupacken. Gerade für Menschen mit geistiger Behinderung ist die Situation schwierig. Ohne Aussicht auf frühe Förderung, auf Schulbildung, Arbeit und finanzielle Unterstützung der Familien bleibt vielen Menschen mit Behinderung oft nur die Existenz am Rande der Gesellschaft oder die Abhängigkeit von ihren Familien. Eine Integration ist so fast unmöglich.

Eltern und Familien sind mit ihren behinderten Kindern und Angehörigen oft überfordert. Sie haben weder die Zeit noch die Möglichkeiten, sich um sie zu kümmern. Sie müssen arbeiten, um die Familie zu versorgen. Die dringend notwendige Förderung in speziellen Einrichtungen kann eine Familie kaum finanzieren. In ländlichen Regionen gibt es solche Einrichtungen meist erst gar nicht und die Fahrtkosten können die Eltern nicht aufbringen. Viele Kinder mit einer Behinderung werden deshalb im Krankenhaus abgegeben und nicht mehr abgeholt.

Seit 2002 finden einige solcher Kinder im Waisenhaus für behinderte Mädchen in Arequipa ein neues Zuhause. Fünfzehn körperlich und geistig behinderte Kinder und Jugendliche zwischen 3 und 27 Jahren leben mittlerweile hier. Einige kommen aus dem Andenhochland, andere aus dem Großraum Arequipa. Sie alle teilen ein ähnliches Schicksal und sind nun in der Obhut von sechs katholischen Schwestern, die sie liebevoll betreuen und umsorgen. Neben regelmäßigem Essen und viel Liebe erhalten die Mädchen hier auch Unterricht. Sie haben Glück, denn die Warteliste für einen Platz im Heim ist lang.

Auf die Frage woran es hier am meisten fehlt, antworten mir die Schwestern: "An Platz für mehr Kinder". Aber das soll nicht so bleiben. Mit Hilfe privater Spenden und des katholischen Ordens ist eine Erweiterung des Projektes geplant. Dann soll es eine Einrichtung geben, in der Kinder, Senioren und Mütter mit behinderten Kindern eine Bleibe finden.

Mehr Informationen zum Waisenhaus, für das wir auch Patenschaften und Volontäre vermitteln, gibt es hier:
www.viventura.de/helfen/peru/aqp_waisenhaus.php

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