Der Umgang mit der nahen Vergangenheit ist kein einfaches Thema, in meiner neuen Heimat Medellin. Das verspüre ich immer wieder, wenn ich nach Ereignissen in den 80er Jahren frage, als meine Freunde noch in der Kindheit steckten.
Umso erstaunlicher, dass seit ein paar Monaten die Hacienda Napoles seine Pforten geöffnet hat und dem Publikum einen Einblick in das luxuriöse Leben von Pablo Escobar - dem ehemaligen Boss des Medellin Kartells - gibt. Auf den Werbeflyern zum Park wird der Name des ehemaligen Drogenbarons und Massenmörders nicht erwähnt, sondern eher der Eindruck von Jurassic Park erweckt. Wenn die Besucher dann allerdings auf dem Gelände sind, fällt der Name sehr häufig.
Die Parkleitung hat eine schwierige Aufgabe: Auf der einen Seite bewirbt sie Besucher mit den Hinterlassenschaften Escobars: seinen Luxuskarossen, seinen Dinosaurierskulpturen, mit den Nachfahren seiner importierten Nilpferde und vielen weiteren "Errungenschaften". Auf der anderen Seite müssen sie Pablo Escobar als den Mann darstellen, der er war: Ein skrupelloser Mafiosi und Drogendelaer, der unzählige Menschenleben auf dem Gewissen hat. Um es vorweg zu nehmen: Dem Park gelingt dies meiner Meinung nach sehr gut!
Die Hacienda befindet sich etwa auf halben Weg zwischen Bogota und Medellin, im Tiefland des Magdalena Flusses. Der Eingang zum Park befindet sich unmittelbar an der "Autopista", für den Zutritt müssen die Besucher 14.000 Pesos, umgerechnet 3,50 EUR zahlen, die sich wirklich lohnen!
Es empfiehlt sich ein Besuch mit dem Auto, denn die Strecken im Park sind recht weit, aber auch zu Fuß ist ein Rundgang möglich. Kurz nach dem Bezahlen des Eintrittes kommt das gewaltige Tor:
Es folgt eine lange Fahrt über das Hacienda Gelände, links und rechts suchte ich vergeblich nach den ersten Tieren , bis ich zu einer Kurve kam und mir signalisiert wurde, dass hier der See der Nilpferde ist:
Hier versammelten sich ein paar Besucher, um die "Hippos" aus nächster Nähe zu betrachten. Auf dem Foto sind übrigens die Hälfte der Besucher zu sehen, die ich im ganzen Park ausfindig machen konnte!
Die Nilpferde aus der Nähe betrachtet:
Das Babynilpferd Vanessa dürfen Besucher aus nächster Nähe erleben:
Weiter geht die Fahrt Richtung Dinosaurier Park. Pablo Escobar hatte ein Faible für das "Große", so dass er zahlreiche Dinosaurier auf seiner Hacienda errichten lies. Der Park hat neben den Skulpturen Lautsprecher aufgestellt, die das Schnaufen der Tiere simulieren sollen. Ein Effekt, der die Tiere zum Leben erwachen lässt.
Die Hacienda besteht aus verschiedenen Fincas. Escobars ranghöchste Komplizen hatten auf dem Geländer ihre eigenen Fincas, so z.B. sein Finanzchef. Das Schwimmbad ist rekonstruiert, für 3 EUR kann man ein sich ein ausgiebiges Bad gönnen:
Wie pompös die Anlage war, verdeutlicht zum Beispiel die eigene Stierkampfarena, in der nicht nur Stierkämpfe stattgefunden haben, sondern auch private Konzerte von Künstlern:
Von hier aus sind es nur noch wenige Schritte bis zum Wohnhaus von Pablo Escobar. Auf dem Weg sind die verrosteten Überbleibsel seines Fuhrparks zu finden:
Kurz dahinter dann die Ruinen seiner Finca:
Seitdem Pablo Escobar Ende der Achtziger Jahre auf der Fluch war und die Finca verlassen musste, standen seine Anwälte und seine Familie im Streit mit den kolumbianischen Behörden, wem die Hacienda nun gehört. Das störte die Schatzgräber wenig, die in den 90er Jahren das Haus in eine Ruine verwandelten indem sie nach Geld, Smaragden und sonstigen Wertgegenständen suchten. Zeugen davon sind die zahlreichen Löcher im Boden:
Innerhalb der Ruinen nehmen Zeitungsartikel aus den 80er und 90er Jahre die Besucher in vergangene Zeiten mit, in denen Bombenanschläge an der Tagesordnung standen und der Krieg zwischen Escobar und der kolumbianischen Regierung das Land in Angst und Terror hinterließ.
Uns hat die Hacienda Napoles vor allem in Verbindung mit dem Naturreservat Rio Claro überzeugt, so dass wir bald unsere Touren angepasst haben und diese als optionalen Programmpunkte in den Tourablauf unserer Reise viExplorer Kolumbien eingliedert haben.
Image credits: Motero colombia