Die Ansicht, dass man in Hängematten zwar ganz nett entspannen kann, Schlafen in der Hängematte jedoch zu Verspannungen und Rückenproblemen führen kann, ist weit verbreitet. Dabei ist das Gegenteil der Fall: In Lateinamerika sind Hängematten beliebte Schlafstätten und in Europa werden sie sogar für ergonomische Therapiezwecke eingesetzt.
Ich selbst habe auf einer einjährigen Rucksackreise durch Lateinamerika fast ausschließlich in einer Hängematte geschlafen und bin seitdem ein großer Fan dieser simplen und doch genialen Schlafgelegenheit. Hier meine fünf besten Tipps für einen guten Schlaf in einer Hängematte:
1: Richtig liegen
Das Wichtigste gleich zuerst: Um in einer Hängematte gut schlafen zu können lege dich nicht parallel sondern leicht diagonal zu den Enden der Hängematte. Versuche also, die Füße beim Schlafen in der Hängematte an einen Rand und den Kopf an den anderen zu bringen.
Ich versuch' mal, das mit meinen (mittelmässigen) Zeichenkünsten zu veranschaulichen:
2: Vermeide Stabhängematten
Selbstredend eignet sich nicht jede Hängematte gleich gut zum Schlafen. So eigenen sich Stabhängematten, die mit Hilfe eines Balken eine Breitenspannung aufrecht erhalten, nicht sonderlich gut zum nächtigen.
Auf einer Hängematte liegt das Gewicht des Körpers nicht nur (wie auf einer Matratze) auf einigen, wenigen Punkten auf sondern wird von der Hängematte umschlossen und hängt somit fast freischwebend im Raum. Dieses Effektes beraubt man sich beim Schlafen in einer Hängematte mit Stäben.
Durch dieses "Im-Raum-Schweben" kann aber auch die Wärme nach allen Seiten entweichen. Damit man nicht auskühlt sollte man somit die passende Hängematte wählen und nicht in der sibirischen Taiga nächtigen. Mindestens 20° sollten es schon sein.
Je nach Witterung mag man Maschen oder Stoff (wie z.B. Fallschirmseide vorziehen). Ich selbst empfand die mexikanische Hängematte mit ihrer feinen Webung aus Baumwolle als äußerst angehem. Bei Hitze kühlend, bei Kälte genug wärmend, zumindest in lateinamerikanischem Klima.
In Punkto Komfort sind feinmaschige Hängematten grundsätzlich angenehmer als grobmaschige, klar. Wer will schon aufwachen und aussehen wie die Allianzarena in München?
3: Der richtige Winkel
Um einen bequeme Position zum Schlafen zu erreichen ist ein guter Erfahrungswert, die Hängematte im 30°-Winkel zum Baum aufzuhängen. Alles darunter erfordert eine sehr breite Hängematte, da man, um gerade liegen zu können (siehe oben) sich mehr diagonal ausstrecken muss. Bei Winkeln über 30° fühlt sich eine Hängematte schnell wieder "Matratzen-hart" an, außerdem steigt die Gefahr rauszufallen rapide.
4: Möglichst wenig Reibung = längeres Schwingen = sanftes Hinwegschlummern
Eine Schlafstudie mit Hängematten der Studie Genf "widmete sich dem Schlaf von zehn gesunden Männern. Bei der Testgruppe wurde das Bett durch eine Pleuelstange in einem 4-Sekunden-Takt um einige Zentimeter hin und her bewegt. (...) Nach dem Ausschalten des Lichts gingen sämtliche Teilnehmer im Wiegebett schneller in die zweite Schlafphase (N2) über und verweilten während des 45-minütigen Nickerchens auch länger darin. (Quelle: Current Biology über scienceticker.info, gefunden auf lasiesta.com)
Mein Tipp: Versuche, die Reibung an der Aufhängung deiner Hängematte zu vermindern, um die Länge des Pendelns zu erhöhen.
5: Wähle eine hochqualitative Hängematte. Die Unterschiede sind riesig!
Eine Faustregel: Je mehr Aufhängeschnüre, desto besser die Lastverteilung zwischen Tuch und Aufhängung. Dies verleiht der Hängematte höchsten Liegekomfort. Bei Hängematten aus Kolumbien und Mexiko werden die Aufhängungen traditionell direkt aus dem Tuchmaterial heraus entwickelt. Das ist besonders stabil und aufwändig.
Die Wahl des Materials für Ihre Hängematte sollten Sie von deren Verwendungszweck abhängig machen. Wie wollen sie die Hängematte verwenden. Klein packbar für die Reise ? Im Haus oder auf der überdachten Terrasse? Im Freien? Wollen Sie die Hängematte vor einem Regenguss abhängen oder soll sie das aushalten? Wenn sie diese Fragen für sich beantworten finden sie das richtige Material.
Typische Reisehängematten sind aus Fallschirmseide oder Sinylon gefertigt. Daraus entstehen strapazierfähige Hängematten, die sich klein packen lassen und sehr leicht sind. Außerdem kommen sie mit gestauter Feuchtigkeit gut zu Recht. Nachteile: Fallschirmseide ist kaum luftdurchlässig und somit für warmes Klima nur bedingt geeignet.
Das klassische Material für Hängematten ist Baumwolle. Baumwolle ist bei dichter Webart sehr stabil und strapazierfähig, dehnt sich nicht und fühlt sich angenehm natürlich an. Nachteil: Baumwolle ist vergleichsweise schwer und sollte nicht nass werden. Eine dauernde Kombination aus Regen und Sonne verschleißt die eine Baumwoll-Hängematte schnell und macht das Material mürbe.
Habt ihr ähnliche Erfahrungen gesammelt, vielleicht noch weitere Punkte, die man beachten sollte? Ich freue mich auf eure Kommentare!