Uralte, mit dickem Moos überwachsene Steinbauten; ein Labyrinth aus Terrassen und Treppen auf einem hohen, mit dichtem Regenwald bedeckten Bergrücken, im Herzen der unzugänglichen Sierra Nevada de Marta.
Es ist die Ciudad Perdida, die „Verlorene Stadt“. Das hoch entwickelte Tairona-Volk errichtete sie wahrscheinlich bereits um 800 n. Chr. – eine beeindruckende Stadt, die das Zentrum einer florierenden Zivilisation bildete. Sie bestand aus einem komplexen Netz von Terrassen, Steintreppen, Rundhäusern und gepflasterten Pfaden, harmonisch in die steilen Berghänge eingebettet.
Die Stadt, die sogar älter als die Inka-Stadt Machu Picchu ist, gilt heute als einer der bedeutendsten archäologischen Funde Südamerikas. Wer sich abenteuerlich und fit fühlt, kann sie auf einem 4-tägigen Treck durch die Sierra selbst erkunden.
Spuren einer längst vergangenen Zeit
Nicht nur der Anblick, sondern auch die Geschichte der Ruinenstadt ist super faszinierend: Sie soll in ihrer Blütezeit wohl bis zu 2500 Menschen beherbergt haben, deren kreisförmige Wohnhäuser auf den zahlreichen runden oder ovalen Terrassen der Stadt standen. An die 200 solcher Terrassen gibt es, in unterschiedlichen Größen, denn auf manchen wurde wohl auch Landwirtschaft und Viehhaltung betrieben. Sie sind durch ein Geflecht aus Treppen und Steinwegen miteinander verbunden.
Obwohl die mit Palmblatt gedeckten Holzhäuser der Stadtbewohner den Zahn der Zeit nicht überdauert haben, sind die kunstvoll gesetzten Steinfundamente der übrigen Strukturen bis heute noch deutlich zu erkennen und erstrecken sich über fast 13 Hektar. Unter einer dicken Schicht Moos, mitten im tiefsten Dschungel, bieten sie einen Anblick wie aus einem Fantasy-Film – Überbleibsel aus einer längst vergangenen Welt.
Hoch entwickelte Ingenieure, Künstler und Landwirte
Aber nicht nur wegen ihrer Größe und ihres Alters ist Ciudad Perdida eine Besonderheit: Die Tairona waren weit entwickelte Bauherren, die nicht nur viel von Steinbearbeitung verstanden, sondern ihre Stadt auch mit einem ausgeklügelten Wassermanagementsystem ausrüsteten.
Mit viel Aufwand wurde das unwegsame Gelände terrassiert, ganz ohne Mörtel wurden die Steine auf wohldurchdachte Art und Weise aufgeschichtet, um die Terrassen gekonnt zu be- und entwässern. So war es dem Urvolk möglich, eine reichhaltige Dauerversorgung von Mais, Süßkartoffeln, Bohnen, Maniok und Baumwolle zu garantieren – was wohl sehr viel zum Reichtum und Wohlstand der Stadt beitrug und es ihr erlaube, so solcher Größe anzuwachsen. Sehr wahrscheinlich wurden auch Nutztiere auf den Terrassenfeldern gehalten.
Auch künstlerisch waren die Tairona hoch entwickelt: reich verzierte Keramik und von Meisterhand geschmiedete Schmuckstücke aus Gold wurden in Gräbern gefunden. Gold galt als Symbol der Fruchtbarkeit und im Museum del Oro in der Hauptstadt Bogotá können einige der wertvollen Artefakte bewundert werden.
Ohne Zweifel ist die Ruinenstadt Beweis dafür, dass es hier bereits vor 1400 Jahren einen sehr hohen Stand der Zivilisation und Ingenieurskunst gab.
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Ein halb-vergessener Schatz, von neuem entdeckt
Es wäre sehr interessant zu wissen, wie sich die Hochkultur der Tairona bis heute entwickelt hätte, wäre sie nicht zerstört worden. Mit der Eroberung der Spanier begann jedoch der Niedergang der Tairona-Kultur. Seuchen und Krieg setzten der Bevölkerung zu, Räuber und Plünderer taten ihr übriges, und die Terrassenstadt in der Sierra geriet in Vergessenheit.
Verborgen im dichten Dschungel waren es jahrhundertelang wahrscheinlich nur die Nachfahren des Tairona-Volkes, die bis heute noch in der Gegend wohnen, die von der Ruinenstadt wussten. Erst 1972 wurde Teyuna zufällig wieder entdeckt und bekam so ihren spanischen Namen Ciudad Perdida. Wegen der extrem schwer zugänglichen Lage ist der sensationelle Fund -– im Vergleich zu Machu Picchu – sehr viel weniger bekannt und besucht.
Auch wurde das Erbe der Tairona leider nicht sofort als wichtiger archäologischer Fund unter Schutz gestellt: Die größte der alten Terrassen wurde sogar als Helikopterlandeplatz benutzt, um frühe Touristen einzufliegen – trotz heftiger Proteste der ansässigen Indigenen, die versuchten, das Erbe ihrer Vorfahren zu schützen.
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Das Erbe des Tairona-Volkes
Heute sieht die Sache zum Glück ganz anders aus: Ciudad Perdida ist Teil des Nationalpark Sierra Nevada de Santa Marta, der von der UNESCO als Biosphärenreservat anerkannt ist. Außerdem ist die archäologische Fundstätte ein Kandidat, offiziell Weltnatur- und Kulturerbe zu werden. Auch vor Helikopter-Landungen und anderen Missständen sind die alten Terrassen mittlerweile besser geschützt – nur die Armee darf im Notfall noch einfliegen.
Für Besucher bedeutet dies, dass sie Ciudad Perdida genau so erreichen müssen, wie es seit jeher die indigene Bevölkerung getan hat: zu Fuß durch den bergigen Regenwald. Es ist ein waschechtes Abenteuer und eine handfeste Herausforderung, denn die mehrtägige Wanderung ist alles andere als einfach. Wer jedoch körperlich fit ist und kein Problem damit hat, in Hängematten zu schlafen, auf den wartet das Abenteuer seines Lebens.
Eine Reise an einen zeitlosen Ort
Die Wanderung, deren Ausgangspunkt die Stadt Santa Marta ist, führt durch dichten Dschungel, über hängende Brücken und an kristallklaren Flüssen entlang. Es ist ein Pfad, der sowohl die körperliche Ausdauer als auch den Geist fordert, aber mit unvergesslichen Eindrücken belohnt: exotische Vögel, die durch das Laub gleiten, das geheimnisvolle Rauschen verborgener Wasserfälle, die im Dickicht unsichtbar von den majestätischen Bergen kommen.
Was den Treck jedoch ganz besonders macht, ist nicht nur die artenreiche, unberührte tropische Natur, sondern vor allem auch das Wissen, dass man wortwörtlich die Welt der Einheimischen betritt. Bis heute leben mehrere indigene Gruppen in diesem Gebiet, darunter auch die Kogi, die sich selbst als die direkten Nachfahren der Tairona verstehen. Im Einklang mit der Natur lebend, halten ihre kulturellen Wurzeln lebendig. So wohnen sie auch heute noch in den typischen Rundhäusern, die wohl auch schon auf den Terrassen von Teyuna standen.
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Die Hüter der „verlorenen Stadt“
Für die Kogi-Indigenen ist die Ciudad Perdida verständlicherweise von unschätzbarem kulturellem Wert. Sie betrachten sich als Wächter der Erde und setzen sich, so gut sie es als 15 000-Kopf-starkes Volk können, für den Schutz ihres Landes und ihres Kulturerbes ein. Durch ihr tiefes Wissen und ihre Verbundenheit mit dem Land wissen sie besser als alle anderen, wie diese heilige Stätte zu schützen und zu erhalten ist.
Auf dem Treck durch den Dschungel zur Ciudad Perdida wirst Du den Einheimischen begegnen und ihre Gastfreundschaft und naturverbundene Lebensweise aus erster Hand kennenlernen. Als Besucher hast Du die einzigartige Gelegenheit, von ihnen zu lernen und einen Einblick in ihre Jahrtausende alte Kultur zu erhalten.
Quelle: Viventura -Trip zur Ciudad Perdida
Mit Viventura zur Ciudad Perdida
Wer auf unsere Explorer-Tour durch Kolumbien geht, der hat die Chance, am Ende der üblichen Rundreise noch einen abenteuerlichen Abstecher zur Ciudad Perdida zu machen: Wir haben einen 4-tägigen Treck von Santa Marta nach Teyuna und zurück organisiert, den Du als Add-On dazubuchen kannst – als krönender Abschluss Deiner Kolumbien-Expedition.
Da uns jedoch nicht nur Kultur und Abenteuer, sondern auch Naturschutz, Verantwortung und Respekt gegenüber der indigenen Kultur sehr wichtig ist, haben wir diesen Treck sorgfältig geplant. In einer Zeit, in der der Schutz der Umwelt und das Bewahren alter Kulturen immer dringlicher wird, steht die verlorene Stadt Teyuna als ein Symbol der Hoffnung und der Beständigkeit. Wir glauben daran, dass gemeindebasierter Tourismus der richtige Weg ist, um die Ruinenstadt verantwortungsvoll zu besuchen.
Wir hoffen, dass Du gemeinsam mit uns eine Reise antrittst, die nicht nur Dein Herz berühren, sondern auch einen positiven Beitrag leisten wird.