Die aktuelle Lage in Venezuela schockiert alle, die sich näher mit dem Land oder Politik in Südamerika befassen. Immer wieder werden wir als Südamerika Reiseveranstalter gefragt, was wir über die Sicherheit in Venezuela denken und vor allem, ob wir noch Reisen nach Venezuela anbieten. Eine kurze Zusammenfassung soll euch zeigen, was bisher passiert ist, und wo ihr euch weiter über die aktuelle Lage in Venezuela informieren könnt!
Aktuelle Lage in Venezuela: Was bisher geschah
2013
- Der sozialistische Präsident Nicolás Maduro kommt nach Hugo Chávez, Präsident von 1999-2013, in Venezuela an die Macht
2014
- zeitweise Entmachtung des vom Volk gewählten Parlaments führt zu Protesten, bei denen über 40 Menschen sterben
- Fall des Ölpreises führt in den Beginn der venezolanischen Wirtschaftskrise. Inflation und ein Mangel an Verbrauchsgütern (Hygieneartikel, Lebensmittel, Medikamente) sind die Folge. Das Geld verliert immer weiter an Wert.
2014 - 2017
- Am 13.05.2016 verhängt Venezuelas Regierung den Ausnahmezustand über das gesamte Land.
- Präsident Maduro ist nach Aussagen des obersten Gerichthofes Brasiliens in den Odebrecht-Skandal verwickelt und erhielt dabei 11 Millionen Dollar Schmiergeld
- Venezuela wird vorübergehend aus dem MERCOSUR, dem gemeinsamen Markt Südamerikas, ausgeschlossen
- Viele Venezolaner flüchten nach Kolumbien, Brasilien, Panama, Ecuador, Peru und Chile. Inzwischen gibt es über 30.00 Flüchtlinge in Brasilien. Die Stadt Manaus hat wegen indigenen Flüchtlingen aus Venezuela im Mai 2017 sogar einen vorübergehenden Notstand ausgerufen.
- Das Abberufungsreferendum in Venezuela wird von der staatlichen Wahlbehörde ausgesetzt. Eine Abberufung des Präsidenten mit anschließender Neuwahl ist wegen des präsidialen Regierungssystems in Venezuela nur durch das Volk möglich, wenn das Referndum durch die Wahlkomission zugelassen und anschließend von 4 Millionen Unterstützern unterzeichnet wird. Erst dann kann es zur eigentlichen Abstimmung kommen. Beträgt die Amtszeit des aktuellen Präsidenten weiter unter zwei Jahren, kommt es im Fall der Abberufung dennoch zu keinen Neuwahlen - stattdessen übernimmt der Vizepräsident.
2017
März
- Präsident Maduro setzt die Nationalversammlung vorübergehend außer Kraft
April
- Es kommt vor allem in Caracas zu fast täglichen Großdemonstrationen der Opposition gegen Maduro. Die medizinische Versorgung der Bevölkerung ist in den Städten nicht mehr gewährleistet, ebensowenig die Nahrungsversorgung. Die Inflation liegt bei 92,8%.
Mai
- Bei den Demonstrationen in Venezuelas wirtschaftlichen Zentren werden von beiden Seiten scharfe Waffen eingesetzt, unabhängig davon, ob es sich um Studenten- oder Frauendemonstrationen handelt. Die Regierung nimmt inzwischen neben Gummigeschossen und Tränengas auch Molotowcocktails und Schusswaffen in Gebrauch. Seit dem 17. Mai 2017 erlaubt die Regierung außerdem den Einsatz von paramilitärischen Gruppen bei bewaffneten Protesten der Opposition.
- Die Opposition fordert Gewaltenteilung, die Freilassung aller politisch Gefangener und die Inanspruchnahme von humanitärer Hilfe von außen. Über 1.200 Menschen zählen in Venezuela als politische Gefangene, über 60 Menschen sind bislang während der Demonstrationen gestorben (Stand 22.05.2017).
- Präsident Maduro schlägt vor, die Verfassung von einer Parteiendemokratie zur Räterepublik zu ändern. Das Modell von Venezuela als sozialistischer Staat wird von der Regierung nicht aufgeben. Die Opposition jedoch besteht auf transparente Neuwahlen und ist bereit, weiter dafür zu kämpfen.
- Eine im kolumbianischen Senat eingereichte Beschwerde verlangt, dass sich Maduro unter anderem wegen "Völkermord, Verfolgung und Vertreibung" vor dem internationalen Strafgerichtshof verantwortet
Sicherheit in Venezuela
Das Auswärtige Amt rät von Reisen in Venzuelas wirtschaftliche Zentren ab. Wer das Land besucht, sollte ausschließlich in organisierten Gruppen durch gesicherte touristische Gebiete (außerhalb der Städte) reisen
Das Auswärtige Amt rät aufgrund der anhaltenden Demonstrationen, aber vor allem wegen des akuten Versorgungsnotstandes von Reisen nach Venezuela ab. Ausgenommen hiervon sind die meisten der touristischen Höhepunkte des Landes, da sich die Routen organisierter Reisen nicht mit denen von Demonstrationen betroffenen Städten kreuzen.
In einem Interview mit Peter Jungemann, dem Inhaber unseres Partnerbüros in Venezuela, haben wir über die Sicherheit in Venezuela gesprochen. Er selbst wird das Land nicht verlassen und ist der Meinung, dass ausländischer Tourismus zur Verbesserung der finanziellen Lage von Menschen in Venezuela beiträgt, sobald eine Normalisierung der Lage in Sicht ist. Bis Oktober 2017 sind keine Venezuela Reisen von Viventura geplant. Ob die Wiederaufnahme der Reise, die wie gehabt zu keinem Zeitpunkt durch wirtschaftliche Stadtzentren, sondern durch die landschaftliche Höhepunkte Venezuelas führt, ab Oktober wieder umgesetzt werden kann, steht noch nicht endgültig fest. Die aktuelle Sicherheitslage wird weiterhin ständig überprüft.
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Mehr Informationen über die aktuelle Lage in Venezuela
Wir sind uns bewusst, dass wir in unserem kurzen Blogpost keineswegs alle relevanten Geschehnisse und politische und wirtschafltiche Vorgänge Venzuelas ausreichend abhandeln können. Eine kurze Stellungnahme war uns als Südamerika-Reisebüro, das seit Jahren gerne Reisen nach Venezuela anbietet, dennoch wichtig. Wir verfolgen selbst gespannt die Lage und hoffen, dass die venezolanische Bevölkerung bald wieder ein normales Alltagsleben aufbauen kann.
Auf der Website von Latinapress wird täglich über die aktuelle Lage in Venezuela berichtet. Hierbei handelt es sich um Bild- und Videomaterial sowie Berichterstattungen von in Venzuela lebenden Kontaktpersonen. Wer ausführliche Hintergrundsrecherchen über Venezuela oder den Odebrecht-Skandal erfahren will, liest am Besten bei der FAZ nach.
Du warst selbst in Venezuela? Wir freuen uns über aktuelle Berichterstattungen!